Antik & Café Hattesgaard auf Rømø

Als im Mai mein Schwiegervater bei uns zu Gast war, beschlossen wir mit ihm auch mal nach Rømø zu fahren. Er hatte noch nie die Nordsee gesehen und wir wollten ihm einfach mal ein Stückchen des Landes zeigen, was wir so lieben.    Mit dem Auto sind wir in weniger als zwei Stunden auf Rømø. Ein Luxus, der es uns erlaubt, meine Lieblingsinsel mehrmals im Jahr zu besuchen.

Vom Festland nach Rømø dauert die Fahrt über den Damm knapp 15 Minuten und schon ist man an einem der breitesten Stände Dänemarks. Wir unternahmen einen kurzen Strandspaziergang und genossen die salzige Luft. Ein herrliches Gefühl die Weite zu spüren und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen. Leider war es an diesem Tag sehr kalt, sodass wir uns entschlossen einen Kaffee zu trinken. Ich hatte auf Facebook von einem entzückenden Café gelesen und mir die Adresse notiert. Und so fuhren wir in Richtung Wattenmeerseite der Insel, zum Café Hattesgaard.

Die Fahrt dauerte nur kurz und bei unserer Ankunft war ich hocherfreut, denn der Hof machte schon von außen einen sehr schönen und gepflegten Eindruck. Ich mag Reetdachhäuser, sie strahlen für mich eine gewisse Behaglichkeit aus. Das Grundstück ist groß, es gibt genügend Parkplätze und überall ist alles schön mit alten Dingen wie Waschtrögen, Giesskannen und schönen Pflanzen dekoriert. Vor und hinter dem Haus stehen Tische und es gibt gemütliche Sitzgelegenheiten, sogar Liegestühle standen im Garten mit Blick auf das Wattenmeer. Im Sommer sicher ein wundervoller Platz, doch wir wollten ins Warme.

Beim Öffnen der Tür lauteten die ersten Worte meines Schwiegerpapas: „Hier sind wir falsch, das ist ja ein Trödelladen“… Ich widersprach energisch und dachte mir nur Männer, solche Banausen. :) Diese Kombination “Antik und Café” gibt es in Dänemark häufiger. Einfach mal auf kleine Schilder “Antik” in Dörfern oder bei Bauernhöfen achten.

Der Hof zählt zu den ältesten Höfen der Insel und befand sich über Generationen im Besitz von Kapitänen, die die Meere und die ganze Welt bereisten. Noch heute enthält der Hof viele Gegenstände aus der Seefahrtzeit. Im Jahr 2014 wurde der Hof mit alten Steinen, Recyclingmaterial und Holz gründlich renoviert und aus dem ehemaligen Kuhstall ist ein gemütliches Antikcafé entstanden.

Das Café verteilt sich auf zwei Etagen und ist urgemütlich eingerichtet. Im unteren Bereich gibt es einen großen Verkaufstresen und natürlich die Kuchentheke. In dieser befinden sich selbst gebackene Kuchen, Torten, Himbeerschnitten und Rumkugeln. Alles hübsch und ansprechend hergerichtet. Sehr lecker. Obendrein gibt es Brote, kleine Snacks und natürlich Tee, Kakao sowie frisch gemahlenen „aromatisierten“ Kaffee.

Überall im Raum sind viele kleine Tische mit schönen Sitzgelegenheiten verteilt. Auf den antiken Tischen stehen Kerzen und zauberhafte Deko, auf den Stühlen liegen flauschige Felle und überall liegen Kissen und Decken. Richtig schön gemütlich und hyggelig. Im oberen Bereich befindet sich ein offener Dachboden mit Sofas und weiteren gemütlichen Sitzgelegenheiten. Ein Träumchen.

Darüber hinaus ist das Café voll mit Antiquitäten, Dekogegenständen, allerlei Krims Krams und Geschirr. In jeder Ecke gibt es was Neues oder auch Altes zu entdecken. Inmitten der Sitzgelegenheiten stehen Schränke und Regale, die mit wunderschönen Dingen und ländlichen Wohnaccessoires dekoriert sind, die selbstverständlich auch gekauft werden können. Herrlich!!! Ein Paradies für mich und bestimmt auch andere Dekoliebhaber. Ich hatte das Gefühl, als würde ich mich auf einem wunderschönen Antikflohmarkt befinden. Das Angebot an Waren ist beträchtlich. Angefangen von Schüsseln, Kannen, Vasen, Tüchern, Kerzenständer, Decken; Kisssen, Wanddeko über Accessoires und allerlei Gedöns. Hier findet man immer etwas.

Mit großen Augen am Kuchentresen stehend, orderten wir ein Stück Zitronentorte, ein Stück Himbeerschnitte, ein Stück Pistazienkuchen und eine Rumkugel, dazu frisch gebrühten Kaffee mit herrlichem Whiskyaroma. Dann machten wir es uns an einem der alten Holztische gemütlich und warteten auf den frischen Kaffee. Der Kaffee wird in einer Stempelkanne zubereitet, auf Wunsch in verschiedenen Geschmacksrichtungen, wie beispielsweise Haselnuss, Schokolade oder Whisky. Serviert bekamen wir unseren Kaffee in alten Porzellantassen und den Kuchen auf antiken Porzelantellern. Der Kaffee duftete einfach nur verführerisch. Er war richtig lecker und schmeckte wirklich leicht nach Whisky. Die Kuchen waren alle ein Gedicht. Megalecker! yummy :)

Wir haben die Zeit im Café Hattesgaard sehr genossen. Meinem Mann und meinem Schwiegerpapa hat es auch sehr gefallen. Ist schon etwas besonderes inmitten all der antiken Dinge seinen Kaffee zu trinken. Bei unserem nächsten Ausflug nach Rømø werden wir Café Hattesgaard wieder einen Besuch abstatten und ein Stück Kuchen draußen mit Blick aufs Wattenmeer genießen.

Tipp: Nehmt genügend Bargeld mit! ;) Bezahlen kann man hier nur in bar mit Euro oder Kronen oder mit einer dänischen Karte. Deutschen EC-/Kreditkarten werden nicht genommen. Wir waren ein paar Jahre nicht mehr dort. Inzwischen kann sich das bereits geändert haben

Warum sind wohl die Dänen so glücklich?

Glück ist kein Zufall und hat auch nichts mit Reichtum zu tun. Es ist viel mehr eine individuelle Einstellung und Haltung. Doch was machen die Dänen anders, dass sie laut verschiedener Umfragen seit vielen Jahren als die glücklichsten Menschen der Welt gelten?

Nüchtern betrachtet, scheint Dänemark auf den ersten Blick nicht gerade ein Land zu sein, in dem man gerne leben würde. So gibt es in dem kleinen Königreich mehr Schweine (24 Mio) als Einwohner (5,6 Mio), die Sonne lässt sich nur selten blicken, es regnet viel, es ist immer windig und im Winter wird es schon um 15 Uhr dunkel. Darüber hinaus ist die Steuerlast weltweit eine der Höchsten.

In Dänemark ist wohl das Vertrauen der Menschen ineinander am größten.

In Dänemark ist gefühlt alles ruhiger, langsamer, etwas kleiner und gemütlicher. Von keinem Ort ist das Meer weiter entfernt als 50 Kilometer… Ob das wohl ein Grund für die Zufriedenheit ist? Für mich wäre es das auf jeden Fall. :) Doch das allein ist nicht der Grund, warum die Dänen zu den glücklichsten Menschen zählen. Der Däne selbst ist eher zurückhaltend und das gilt auch für seine Bestrebungen nach materiellem Reichtum und Erfolg.

Geld und Erfolg spielen bei den Dänen eher eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist es Zeit mit der Familie zu verbringen, sich den eigenen Hobbys widmen, sinnvollen Aktivitäten nachzugehen und sich mit Freunden zu treffen.

Dänemark ist ein starker Sozialstaat, so gibt es beispielsweise eine kostenlose Krankenversicherung für alle und auch die Sozialleistungen sind sehr gut. Dieses soziale Sicherheitsgefühl trägt auch zur Zufriedenheit bei, doch dafür müssen die Dänen sehr hohe Steuern entrichten, was sie auch bereitwillig tun, sofern jeder seinen Beitrag leistet.  Solidarität ist wesentlicher Bestandteil des dänischen Modells.  Den Dänen sind Zufriedenheit, Gleichheit und Gerechtigkeit sehr wichtig.

Jeder soll die gleichen Chancen haben, und was derjenige daraus macht, liegt letztlich auch an jedem selbst. Bildung ist  in Dänemark kostenlos und Studierende erhalten sogar staatliche Stipendien (ca. 5,900 Kronen), und zwar unabhängig vom Einkommen der Eltern. Das dänische Bildungssystem ist anders als in Deutschland. So gibt es keine Schulpflicht, sondern eine Lernpflicht. Es ist nicht wichtig Bestnoten zu haben. Die Bildung in Dänemark richtet sich nach der Mehrheit und nicht nach den Klassenbesten. Viel wichtiger ist es, dass sich jeder Einzelne mit seinen Fähigkeiten und seiner Persönlichkeit wertgeschätzt fühlt.

Während hierzulande oftmals ein Misstrauen untereinander herrscht und davon nehme ich mich selbst nicht aus, herrscht bei den Dänen im Gegensatz ein gewisses Grundvertrauen ineinander. Ein gutes Beispiel sind die kleinen Stände mit Marmelade, Kartoffeln oder Holz am Straßenrand, wo darauf vertraut wird, dass jeder der sich etwas mitnimmt auch brav bezahlt. Es ist ein schönes Gefühl, wenn einem Vertrauen entgegen gebracht wird. Vertrauen hingegen steigert die persönliche Zufriedenheit und stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl. All diese Faktoren sind sicher auch mit verantwortlich für das Glück.

Ich habe das Gefühl, dass das Glück und die Zufriedenheit der Dänen auch auf uns abfärbt. :) Immer wenn ich in Dänemark bin fühle ich mich noch glücklicher und sicher, und das liegt auch mit an den Menschen. :)

Wir fühlen uns hier im Norden, besonders auf unserer Halbinsel Angeln, sehr wohl. Ein Zurück in die alte Heimat wird es nicht geben. Ich empfinde es nach wie vor als ein Privileg, hier zu leben wo andere Urlaub machen. Bisher haben wir keinen einzigen Tag bereut.

Auch wenn wir nicht in Dänemark leben, so bin ich dankbar dafür nahe der dänischen Grenze zu wohnen. Natürlich war es eine Umstellung, aus einer Großstadt aufs Land zu ziehen. Aber es gibt hier nichts, was uns fehlt. Dänemark ist immer allgegenwärtig. Egal ob wir am Strand in Pottloch oder Hasselberg sind, überall ist am Horizont bereits die Küste Dänemarks sichtbar. Auf den Landstraßen sind häufige Autos mit dänischen Kennzeichen unterwegs. Unser Leben hier ist einfach entschleunigter.

Unser Lieblingsausflugziel ist Rømø. Bis dahin sind wir zwar auch knapp 2 Stunden unterwegs, aber allein die Fahrt entlang der Felder, vorbei an dänischen Orten und über den Damm ist so schön. 

Kærlig hilsen