Wie das wohl ist, mit einem Fischkutter aufs Meer hinaus zu fahren? Das habe ich mich schon oft gefragt. Als wir vor ein paar Jahren das Heringsfestival besucht haben, bot sich uns die Gelegenheit eine Hafenrundfahrt mit der MS Solea zu machen.
Der Fischkutter M/S Solea liegt im Hafen von Hvide Sande. Der Ort liegt auf dem schmalen, langgestreckten Landstreifen vom Holmsland Klit, der den Ringkøbing Fjord von der Nordsee trennt. Von hier aus nimmt der Kutter regelmäßig Angler mit auf die Nordsee zu mehrstündigen Angeltouren. Die Dauer der Ausfahrten liegt zwischen 3 und 20 Stunden. Aber auch für uns Nichtangler werden Hafenrundfahrten und Küstentouren angeboten.
Um 13 Uhr sollte die nächste Hafenrundfahrt stattfinden. Bis dahin hatten wir noch eine halbe Stunde Zeit. Das reicht, um ein Softeis zu essen, dachte ich mir. Mit unserem Eis schlendern wir noch durch ein paar Straßen in Hvide Sande, bis wir dann kurz vor 13 Uhr am Fischkutter stehen. Wir warten geduldig mit den anderen Gästen auf Einlass. :) Dann dürfen wir an Deck.
Hinweis: Essen und Kaffee gibt es an Board des Schiffes nicht. Wer mag, kann seinen eigenen Kaffee mitbringen. Wir können einen Besuch in der Bäckerei Hvide Sande empfehlen, wo es leckere Sandwiches gibt.
Ich kaufe uns 2 Tickets beim Bootsmann für damals 75 Kronen pro Karte. Preislich gesehen vollkommen in Ordnung. Nachdem alle an Board sind, setzt sich der Fischkutter laut knatternd in Bewegung. Meine bessere Hälfte hält die Kamera parat und ich lächele vor Freude. Selbst die grauen Wolken können meine Vorfreude nicht trüben.
Über die Solea
Das Schiff ist ungefähr 20m lang und 5,25m breit. Es wurde im Jahre 1979 gebaut, 2004 renoviert und verfügt über eine Unterwasserkamera, zwei neue moderne Sonargeräte und ein Doppelradar. In der Mitte des Decks befindet sich ein großer Reinigungstisch und auf dem Bugdeck befinden sich zwei Toiletten. Unter dem Deck ist Platz für 36 Gäste. Es gibt zwei Schwimmwesten pro Person und eine Rettungsinsel für 75 Personen.
Die M/S Solea ist ein Fischereifahrzeug, das vom Hafen von Hvide Sande aus zum Weißen Riff fährt, um Dorsch, Leng, Makrele und mehr zu fangen.
Das Schiff ist an Deck mit 28 festen Rutenhaltern ausgestattet, an denen die Ruten während der Fahrt vorbereitet werden können. In der Mitte des Decks befindet sich ein großer Putztisch, an dem man stehen und den Fang zwischen den verschiedenen Wracks filetieren kann.
Direkt nach der Abfahrt fällt mein Blick auf die Klappbrücke. Hier hat auch das moderne Rettungsboot, Emile Robin, seinen ständigen Liegeplatz bei der Rettungsstation in Hvide Sande.
Wir schippern weiter durch den Hafen, der doch etwas größer wirkt, als ich zunächst dachte. Da wusste ich auch noch nicht, dass Hvide Sande der fünft größte Fischereihafen Dänemarks ist. Die Schleuse zischen Nordsee und Rinköbing Fjord wurde 1931 erbaut. Erst danach entstand der Hafen und der Ort Hvide Sande. Schon immer ist der Ort von Fischereiindustrie und Tourismus geprägt. Heute jedoch sind Fischerei und der Bau von Fischkuttern nicht mehr die die einzige Einnahmequelle. Besonders nach der Hafenerweiterung im Jahr 2013, gelten Transport, Tourismus, Windenergie und Offshore als wichtige Einnahmequelle. Quelle: Visitdenmark
Weiter ging es durch den nördlichen Hafenabschnitt, vorbei an zahlreichen Fischkuttern und anderen imposanten Schiffchen. Zahlreiche Angler säumten die Wasserkante, um einen der begehrten Heringe an Land zu ziehen. Ich genieße die Fahrt übers Wasser, das sanfte Schaukeln des Bootes und während mir eine sanfte Brise um die Nase weht. Das tut sooooo gut.
Schon bald kann ich die Hafenausfahrt sehen. Als wir diese passieren, klart der Himmel plötzlich etwas auf. Das freut mich :) …der weite Blick über das Meer… wenn der Horizont und das Wasser zu einer feinen Linie verschmelzen. Ich lasse die endlose Weite auf mich wirken und ignoriere das laute Knattern des Motors. ;) Nach einer Weile stören die Bootsgeräusche auch nicht mehr.
Vom Wasser aus sehen wir die drei bekannten Windkraftanlagen, die sich auf der nördlichen Seite des Hafens befinden. Nicht jeder findet sie schön, aber für mich gehören sie einfach zu Hvide Sande dazu. ;) Sie sind sehr wichtig für den Ort!
Die drei Windräder sind das Ergebnis einer lokalen Initiative, die Hvide Sande über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht hat.
2013 wurde Hvide Sande für sein großartiges Windkraftanlagenprojekt international geehrt. Und zwar deshalb, weil der größte Teil des Gewinnes, der mit den drei Windkraftanlagen erwirtschaftet wird, in die weitere Entwicklung des Hafens und der Stadt investiert wird. Aus dieser Perspektive betrachtet, eine Gute Sache für den Ort, wie ich finde. Der andere Teil des Überschusses kommt den 400 lokalen Anteilseignern zugute. Dieses sogenannte Hvide Sande Modell, das eine lokal konzipierte Initiative ist, wurde mit dem European Solar Price 2013 geehrt. Ein Preis, der an ein Projekt der Energiebranche verliehen wird, das einen besonders positiven Eindruck macht.
Erweiterung des Hafens in Hvide Sande
Die drei Windkraftanlagen helfen die Weiterentwicklung des Hafens und der Stadt zu sichern und die lokale Unterstützung ist deshalb groß. Der Hafen verdient gut daran, dass die Windkraftanlagen auf dem Hafengelände stehen. Der Hafen nimmt jährlich 5 Millionen dänische Kronen ein, da die Windkraftanlagen auf dem Hafengelände stehen. Ein Erlös, der die Erweiterung und Zukunftssicherung des Hafens in Höhe von 148 Millionen dänischen Kronen ermöglicht hat.
Erneuerbare Energie
Die drei Vestas Windkraftanlagen, die im März 2012 in Betrieb genommen wurden, ragen 150 m in die Höhe. Sie produzieren eine große Menge Ökostrom und die Brandung der Nordsee übertönt den Schall der Windkraftanlagen. Die Stiftung Hvide Sande Erhvervsudvikling (industrielle Entwicklung), ein gemeinnütziger Fond, besitzt 80 Prozent der Windkraftanlagen. Das Geld, das damit erwirtschaftet wird, kommt der Wirtschafts- und Tourismusentwicklung in der Ringkøbing-Skjern Kommune zugute.
In der Nähe von uns schippert ein anderes Boot. Ich habe keine Ahnung, welchen Zweck es erfüllt, aber es ist sehr imposant. In der Ferne erblicke ich den Nr Lynvig Fyr, der hoch über die Dünen ragt. Den Leuchtturm mal von der anderen Seite zu sehen finde ich ganz schön. Doch aus der Fern wirkt so winzig, was er überhaupt nicht ist. ;) Ich genieße das schippern auf der Nordsee und lasse mir den Wind um die Nase wehen. Der Kutter dreht noch eine gemütliche Runde vor der Küste und dann fahren wir wieder zurück in den Hafen.
Auf der Rückfahrt legen wir einen kurzen Zwischenstopp vorne im Hafen ein, damit der Kutter Eis laden kann. Davon habe ich zwar auch Fotos, aber ihr wisst ja…Datenschutz, Personen, Recht am eigenen Bild etc. Wir haben leider vergessen zu fragen, ob wir die Bilder veröffentlichen dürfen. ;) Wenn ihr das auch mal erleben wollt, es werden regelmäßige Touren angeboten.
Mir hat die Tour sehr gefallen und selbst an einem trüben Tag, ist die Hafenrundfahrt ein schönes Erlebnis. Ich mag es sowieso auf dem Wasser zu sein. :) Um einmal Hafenluft zu schnuppern und den Hafen von Hvide Sande kennenzulernen, reicht die 1 Stündige Tour vollkommen aus.
Tickets können vor Ort oder per Telefon gebucht werden. Hier erfahrt ihr mehr: https://solea.dk/
Preise:
- Erwachsene 100 DKK pro Person. Kinder unter 12 Jahren 75 DKK.
- Bitte 15 Minuten vor Ort sein
- Bei schlechtem Wetter kann die Tour ausfallen.
Wichtige Links
- Zur Windvorhersage Hvide Sande
- Hier geht es zur Webseite M/S Solea
- Die Seite des Hafens https://hvidesandehavn.dk/
Hvide Sande – Drehort der dänischen Krimiserie “White Sands”
Tipps für weitere Ausflüge in Hvide Sande.
Der kleine HafenOrt hat noch mehr zu bieten. Einen guten Eindruck von der lebendigen Hafenstadt erhält man vom Aussichtspunkt auf dem Troldbjerg, der höchsten Düne in der Umgebung. Eine Treppe und ein barrierefreier Weg führen zum Ziel in rund 50 Meter Höhe. Von hier aus sieht man einfahrenden Schiffe, zum anderen hat man aber auch einen Überblick über den Fjord als auch über das Meer – den beiden Naturkräften mit der seit jeher größten Bedeutung für die Stadt und deren Bevölkerung. Von hier aus kann man die Fischkutter kommen und fahren sehen, die großen Frachtschiffe beobachten, die Ihre Ladung löschen und Lastwagen, die herkommen und Waren laden. Nicht zu vergessen die Freizeitfischer und Angler mit oder ohne Anglerglück und Menschen, die neugierig herumstreifen. Zudem ein wunderbarer Platz, von dem aus man die schönsten Sonnenuntergänge am Horizont beobachten kann.
Direkt gegenüber befindet sich das Museum Fiskeriets Hus. Dort erfährt man mehr über die zahlreichen Meeresbewohner und Pflanzen vor der dänischen Küste. Einige dieser Arten kann man hier in großen Aquarien beobachten. Es gibt auch ein Becken in dem man Schollen und Krebse streicheln kann. Überdies kann man sich in einer liebevoll gestalteten Ausstellung über die ausführliche und spannende Geschichte der Region informieren. Behalte den spannenden Veranstaltungskalender des Museums im Auge und nimm an einer der vielen Führungen teil, bei der auch unter der Schleuse bei Betrieb geführt wirst. In der gemütlichen Kaffeestube kann man sich mit dänischem Hausgebäck und Kaffee erholen.
Nicht weit entfernt befindet sich der TyskerHavn. Der Tyskerhavn ist ein kleiner Hafen am Fjord, in dem die Kutter noch immer ihren Fisch aus dem Fjord anlanden. Hier haben die ”alten” Fischer immer noch ihre kleinen Werkzeug- und Pausenhütten, hier wird geschnackt und es gibt ein Kunsthaus, wo verschiedene Künstler wohnen und arbeiten.
Im Hafen von Hvide Sande gibt es die Ejvinds Bäckerei in der man, außer leckeren Backwaren und auch wunderbares Softeis bekommt. In Dänemark gibt es meiner Meinung nach das beste und leckerste Softeis der Welt. Nicht zu vergleichen mit dem Softeis, die man in Deutschland bekommt.
Kennt ihr Hvide Sande? Habt Ihr auch schon mal eine Tour mit der Solea gemacht? Was hat Euch besonders gefallen?
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